Umgang mit Kritik

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Geschrieben von: Barbara
Gründerin, Mastermind und Head-Vocal-Coach bei Lieblingsstimmen.com.
1. Februar 2022
Es ist ganz wunderbar, wenn man – noch vollkommen unter Adrenalin – von der Bühne kommt und alle einem auf die Schulter klopfen und hellauf begeistert sind!
Das sind die schönen Momente, die bewahre dir.
Doch unweigerlich wirst du irgendwann erleben, dass jemand mit dir und deiner Stimme nicht so zufrieden ist und meint, dir das direkt nach dem Auftritt sagen zu müssen. Nicht alle Menschen sind mit Feingefühl gesegnet. 🙂
Es gibt viele Gründe für Kritik. Einige davon sind konstruktiv, andere gutgemeint aber leider voll daneben und wieder andere einfach nur vernichtend.
Leider merken wir uns negatives Feedback so viel länger als positives. Hast du schon einmal Kritik erhalten? Von wem? In welcher Situation? Wie ist es dir ergangen?
Ich habe in meiner Sängerlaufbahn unfassbar viel Kritik einstecken müssen, und Vieles davon war total unqualifiziert und wirklich unnötig.Leider konnte ich als junge Sängerin noch ganz schlecht unterscheiden, welche Kritik wertvoll ist und welche nicht.
So war ich oft total am Boden und wollte mindestens einmal im Jahr alles hinschmeissen. Ich habe immer allen anderen mehr geglaubt als mir selbst und mein ohnehin schon eher schlechter Selbstwert hat sich phasenweise komplett im Keller verkrochen.
Ich möchte, dass DU es anders machst!
Kritik wird es immer geben! Das ist etwas, das du nicht beeinflussen kannst. Du kannst aber sehr wohl beeinflussen wie DU damit umgehst.
Und genau dafür hab ich dir 12 erprobte Tipps zusammengefasst. Viel Freude damit!
Tipp Nummer 1:
Achte auf den Bauchgefühl. Wie fühlst du dich nach der Kritik? Sauschlecht? Ermutigt? Inspiriert? Irritiert? Fassungslos? Warm und wohlig? Hör genau rein in dich, dein Bauchgefühl lügt nie.
Tipp Nummer 2:
Achte darauf, ob die Kritik konkrete Beispiele enthält. Wenn irgendwas wischi-waschi daherkommt, lass es getrost bei einem Ohr rein und beim anderen wieder raus. Wenn jemand sich jedoch die Mühe macht und dir ganz genau und auf ermutigende Art und Weise sagt, was du verbessern könntest, dann freu dich: hier meint es jemand gut mit dir und will dass du besser wirst.
Tipp Nummer 3:
Sei ehrlich zu dir selbst. Oft ahnt man selbst schon, was nicht so optimal gelaufen ist, hofft aber, dass es niemand sonst bemerkt hat. Wenn’s dann doch jemand bemerkt hat, ist es doppelt unangenehm. Wenn du aber ehrlich mit dir bist und dich nicht bewertest, sondern dich nur beobachtest, ist es halb so wild. Erst die eigene vernichtende Bewertung macht die Kritik von außen so schlimm. Je härter du mit dir selbst ins Gericht gehst, umso mehr trifft dich die Kritik von außen. Sei gut zu dir! Leg den Fokus auf die 99 Dinge, die super geklappt haben und nicht auf die 1 einzige Panne.
Tipp Nummer 4:
Humor, Humor und nochmal Humor! Damit mein ich nicht, dass du dein Gegenüber nicht ernst nimmst. Aber so manche unnötige Kritik kann man mit einem Lächeln wegzaubern. Und innerlich darfst du ruhig laut lachen.
Tipp Nummer 5:
Jede unnötige Kritik kannst du sinnbildlich wegwischen wie Spinnweben. Dieses Bild hat mir eine liebe Freundin unlängst mal mitgegeben und ich wende es oft an. Hilft immer! 🙂 Wenn dir irgendjemand blöd kommt, dann wisch die Person und die negativen Gedanken weg wie Spinnweben. Ich mach das wirklich auch mit meinem Körper, nicht nur in Gedanken. Ich streif mich von oben bis unten mit meinen Händen ab und schüttel sie dann ganz weit weg die Spinnweben. Durchatmen. Krone richten. Lächeln. Weitergehen.
Tipp Nummer 6:
Stärke dein Selbstbewusstsein. Du kannst dir deiner selbst aber nur bewusst sein, wenn du dich kennst. Deshalb: Aufnehmen, Anhören, Aufnehmen, Anhören, Aufnehmen, Anhören…. Es führt kein Weg daran vorbei. So viele meiner Schüler haben starke Hemmungen sich selbst anzuhören. Dabei ist das wirklich wirklich wichtig für dein Selbstbewusstsein. Wie willst du wissen wie andere dich hören und deren Feedback einordnen können, wenn du selbst nicht weißt, wie du im außen klingst. Deine Stimme klingt über die Knochenleitung (so hörst du selbst dich) ganz anders als über die Luftleitung (so hören dich andere und so klingst du auf Aufnahmen). Nimm dich auf und beobachte. Nicht bewerten! Beobachen! Mach dir ein Bild über dich selbst!
Tipp Nummer 7:
Arbeite an deinem Selbstwert. Achtung: Selbstbewusstsein ist nicht gleich Selbstwert. Selbstbewusstsein hat damit zu tun, in wie weit du dir deiner selbst bewusst bist. In unserem Fall, deiner eigenen Stimme. Der Selbstwert hat damit zu tun, wie viel du dir wert bist. Um diesen zu stärken, schreibe dir zB mindestens!!! 20 Dinge auf ein Blatt Papier die du an dir so richtig toll findest. So mach eine/r ist danach über sich selbst positiv überrascht gewesen
Tipp Nummer 8:
Übe dich in Abgrenzung. Der erste Schritt zu besserer Abgrenzung ist es, deinen Selbstwert zu stärken (Siehe Nummer 7). Ein hoher Selbstwert hilft enorm bei der Abgrenzung. Abgrenzung bedeutet hier: was gehört zu mir und was nicht. Was will ich an mich ranlassen und was nicht. Das entscheidest nur DU! Du hast die Macht zu entscheiden, wovon du dich kränken lassen willst und wovon nicht. Wenn du dich in Abgrenzung noch besser üben möchtest, habe ich eine tolle Buchempfehlung* für dich.
Tipp Nummer 9:
Sei immer gut zu dir selbst! Ich habe mich jahrelang selbst nieder gemacht und weit mehr verdammt als jede Kritik von außen das hätte tun können. Das ist ein denkbar schlechter Standpunkt, wenn dann wirklich mal Kritik kommt. Das haut dich um. Du bist es dir selbst schuldig, gut zu dir zu sein! Du bist der wichtigste Mensch in deinem Leben, sei dir dessen bewusst. Du dienst auch niemandem in deinem Umfeld, wenn du dich selbst erniedrigst und runtermachst. Im Gegenteil: niemand ist gern mit jemandem zusammen, der sich selbst nicht mag. Das spürt man. Ich habe mal mit einer Sängerin gearbeitet, die wahnsinnig streng mit sich war und die komplette Stimmung in den Keller katapultiert hat mit ihren negativen Vibes. Ich mag es viel mehr, wenn wir miteinander offen und ehrlich sind, lachen und Spaß haben. Dann klingt die Stimme auch gleich viel freier und schöner!
Tipp Nummer 10:
Verschließe dich nicht vor Kritik. Ich habe auch schon beobachtet, dass manche Menschen leider nicht mal den leisesten Funken Kritik hören wollen. Das ist natürlich das andere Extrem. Bitte achte darauf, dass du immer offen bleibst für die gute, wohlmeinende Kritik. Sie bringt dich weiter, sie lässt dich wachsen. Nicht kritikfähig zu sein bedeutet Stillstand.
Tipp Nummer 11:
Empathisches Zuhören. Versuche mehr zu hören, als bloß die Worte deines Gegenübers. Was steht dahinter? Hat das etwas mit dir zu tun, oder vielmehr mit der anderen Person selbst? Ist zugegebenermaßen nicht ganz leicht, aber Übung macht den Meister.
Tipp Nummer 12:
Du kannst im Zweifel immer die 4 Fragen von Byron Kaitie’s „The Work“ zu Rate ziehen.
– Ist das wahr?
– Kannst du mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist?
– Wie reagierst du, was passiert, wenn du diesen Gedanken glaubst?
– Wer wärst du ohne den Gedanken?
Wenn du dazu neigst dich selbst runter zu machen oder dir negative Kritik übermäßig stark zu Herzen nimmst, empfehle ich dir von Herzen Byron Katies „The Work“* und das dazupassende Praxisbuch*.
In diesem Sinne! Du bist ganz wunderbar und einzigartig! Lass dir von Niemandem dein Licht klauen! Strahle unbeirrt weiter und stecke andere damit an! Gute Kritik lässt dich noch mehr strahlen, weil du sicherer und freier wirst!
Alles Liebe,
deine Barbara
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